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Geschichte

Das Gebäude des heutigen Amtsgerichts in Bremerhaven ist in den Jahren 1913 - 1916 nach Entwürfen des Regierungsbaumeisters Trautwein (Königlich-Preußisches Hochbauamt Lehe) als preußischer Staatsbau entstanden.

In einem Beitrag des vom Präsidenten des Amtsgerichts Bremerhaven herausgegebenen Buches "150 Jahre Amtsgericht in Bremerhaven", in dem die Gerichtsbarkeit in Bremerhaven von 1852 - 2002 beleuchtet wird, schreibt Dipl. Ingenieur W. Kirschstein über den jetzigen Gebäudekomplex: "Von außen gibt sich der in 'modernisierter' spätbarocker Form behandelte Gerichtsbau als repräsentativer Palast; die eher kleinbürgerlichen Mietshäuser in seiner Nachbarschaft steigern seine imposante Erscheinung..." und "Bekanntestes Merkmal, das dem Gebäude eine schlossartige Würde verleiht, ist der fünfachsige Mittelrisalit, dessen Werksteinpartien in Muschelkalk einen ornamentalen Akzent setzen."

Über das Innere des Amtsgerichtsgebäudes schreibt der zuvor zitierte Autor: "Im Jubiläumsjahr "175 Jahre Bremerhaven" ist der Charme alter preußischer Staatsbaumeister durch die gelungene Innenrestaurierung des unter Denkmalschutz stehenden alten Amtsgerichts zurückgekehrt. Diesen Eindruck gewinnt der Besucher, wenn er das Gebäude im Entree betritt , durch das Treppenhaus läuft oder über die Flure flaniert. Die Stuckdecken erstrahlen jetzt in einem preußischen Altweiß, während die Wände einen edlen Graublauton tragen. Türportale, Fensterrahmen, Rundbögen und Säulen sind in einem warmen Ockerton gestaltet, und auch die Treppengeländer erstrahlen jetzt in einem zurückhaltenden Schwarzton. Die Flure haben wieder einen roten Linoleumfußbodenbelag bekommen, dessen leichter rötlicher Schein sich gelegentlich mit einem Schimmer an den Wänden widerspiegelt. Die zeitlosen Wand- und Deckenleuchten mit ihrer Lichtdurchflutung setzen die dezente geschmackvolle Raumgestaltung der preußischen Staatsbaukunst besonders in Szene."

Ein ausführlicher Bericht über den Eindruck und den Zustand des Gebäudes durch den Restaurator Klaus Thönes aus Worpswede komplettiert in dem genannten Buch die geschilderten Eindrücke.
Die angrenzenden Gebäudeteile der heutigen Justizvollzugsanstalt Bremen
- Teilanstalt Bremerhaven - sind aus ehemaligen Dienstwohnungen und nach mehreren Umbauten bauzeitlich und funktionsabhängig zum Gerichtsbau verändert und ergänzt worden.

Gerichtsstandort

Nach Gründung der Stadt Bremerhaven im Jahre 1827 durch den Bürgermeister der Freien und Hansestadt Bremen Johann Smidt wurde bereits am 01.06.1827 das Amt Bremerhaven errichtet, welches sowohl Verwaltungsbehörde, als auch Gericht für den Bereich Bremerhaven (bremisch) war.
Im Jahre 1852 wurde von König Georg V. von Hannover im hannoverschen Lehe, welches durch die Nähe zum neu gegründeten Bremerhaven stark an Bedeutung gewann, das Amtsgericht Lehe gegründet. Im Jahre 1864 wurde nach der Teilung des Amtsgerichts Lehe neben diesem das Amtsgericht Geestemünde gegründet. Am 01.10.1879 trat zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtsordnung nach der Reichsgründung 1871 das Gerichtsverfassungsgesetz in Kraft. Nunmehr gab es im Bereich der Justiz neben den Amts-, Land- und Oberlandesgerichten keine Gerichtsinstitutionen mehr, was dazu führte, dass das Amt Bremerhaven als Gericht seine Funktion verlor und nunmehr das (bremische) Amtsgericht Bremerhaven gegründet wurde.
Im heutigen Stadtgebiet existierten damals somit drei Gerichte, das bremische Amtsgericht Bremerhaven, sowie die nunmehr preußischen Amtsgerichte Wesermünde-Lehe und Wesermünde-Geestemünde.
Am 09.10.1942 wurden diese drei Gerichte zusammengelegt, das damit neu geschaffene Gericht führte von nun an den Namen Amtsgericht Wesermünde, dieses war preußisch und wurde dem Landgerichtsbezirk Verden zugeschlagen. Bereits am 18.02.1946 wurde diese Zuordnung jedoch durch die damalige britische Militärregierung aufgehoben und das Amtsgericht Wesermünde dem Landgerichtsbezirk Bremen zugeordnet.
Am 10.03.1947 wurde dann letztlich die Stadt Wesermünde in Bremerhaven umbenannt, wodurch auch das Amtsgericht Bremerhaven zu seinem heutigen Namen gelangte.

Zur weiteren Lektüre wird empfohlen:

U. Lissau, Präsident des Amtsgerichts Bremerhaven (Hrsg.)
1852-2002 150 Jahre Amtsgericht in Bremerhaven